Prof. apl. Dr. Ferdinand Rohrhirsch | Impressum |
Medien sind zu einem sich selbst erzeugenden System geworden. Medien sind mächtig, weil sie sowohl die Sicht auf die Wirklichkeit wie auch die Wirklichkeit selbst verändern. Dieses Veränderungspotenzial kann gezielt eingesetzt werden, um bestimmte Ziele zu erreichen. Wer die medialen Transportwege besitzt hat politische und wirtschaftliche Macht und hat Macht über Denkgewohnheiten und - inhalte. Medien verändern Wirklichkeit.
Wenn aber unerläßliche Bedingung eines ethisch orientierten d.h. selbstverantworteten Lebens die Kenntnis dessen ist was ist, dann bekommt die Frage nach den Medien bzw. deren Kenntnis, Überprüfbarkeit, Kontrolle eine Bedeutung die nicht überschätzt werden kann.
Wenn es nicht mehr möglich ist zwischen einer Wirklichkeit zu unterscheiden, wie sie tatsächlich ist, wie sie dargestellt wird und wie sie sein sollte, dann ist menschliches Handeln unter ethischen Kategorien nicht mehr möglich.Wir können nur sinnvoll und verantwortlich mit uns und anderen umgehen und leben, wenn wir Wirklichkeit und von den Medien gemachte Wirklichkeit als solche erkennen (dies ist eine ideelle Trennung die es 'real' nie gegeben hat). Im Zeitalter der modernen Informationstechnologien, in der die diese Unterscheidung zunehmend an Bedeutung verliert, wird gerade die Kenntnis der Wirkungsweise von Medien und der Interessenslagen der Medienmacher und Medienbesitzer immer wichtiger.
Wir brauchen keine neuen Normen. Wir brauchen eine gesteigerte Sensibilität für Medienprozesse. Medien sind Kulturleistungen. Also solche sind sie auch Spiegelbild des Menschen. Dieser Spiegel sollte uns zu Rückfragen über unser Selbstverständnis provozieren.
Anders formuliert: Die konkrete, menschliche Begegnung ist medial nicht ersetzbar. Glück und Sinn lassen sich nur in der unmittelbaren Begegnung mit anderen Menschen erfahren.[Der obige Text wurde vom C.C.Buchner Verlag in das Schulbuch KombiKompakt. Deutsch in der Oberstufe aufgenommen, S. 204, Ausgabe B, vgl. S. 260].
Der problemlose Umgang mit den Medien bedeutet nicht, sie in ihrem Wesen begriffen zu haben. Das aber könnte von einer Philosophie, wenigstens so wie ich sie verstehe, geleistet werden. Dabei ist Wesenserkenntnis nicht philosophische, akademische, elitäre - also nutzlose Beschäftigung, sondern notwendig, wenn wir die "Dinge" nicht nur nutzen, sondern verstehen wollen.Der für die Hanns-Seidel Stiftung konzipierte Vortrag mit dem Titel: Medienmacht macht Wirklichkeit. Aufgaben einer Medienethik im digitalen Zeitalter, versucht die Teilnehmer, - vor aller ethischen Problematisierung, - für die grundlegenden Charakteristika von Medien zu sensibilisieren.
Ein zweitägiges Seminar mit dem Titel: Medien-Ethik-Wirklichkeit versucht die genannte Thematik zu erweitern und mit den Erfahrungen der Teilnehmer zu verbinden. In ihm wird nach den Anforderungen gefragt, die notwendig sind, die modernen Kommunikationstechnologien sinnvoll zu nutzen. Gruppenarbeit und Filmanlayse unterstützen die Seminararbeit. Medienkompetenz ist als Teil der 'Ausbildung' der Person zu begreifen.
Ziel des Seminars ist es, mit Hilfe der konkreten Erfahrungen der Teilnehmer, die Verknüpfung von Medien, Ethik und Wirklichkeit im Alltag offen zu legen, damit die Frage nach dem guten Leben unter realistischen Voraussetzungen gestellt werden kann.